

Während es in den 80er und 90er Jahren mit Stallone, Schwarzenegger und Willis (und für die B-Movie Freunde noch Lundgren, Segal und Van Damme) eine ordentliche Auswahl an Actionstars gab, war im letzten Jahrzehnt der Nachwuchs spärlich. Vielleicht deshalb, weil straighte Actionfilme als Relikt betrachtet werden, oder weil sich potentielle Actionstars wie Vin Diesel oder Dwayne „The Rock" Johnson nicht auf ein Genre festlegen wollen. Oder aber weil die Studios gemerkt haben, dass es keinen Grund für Spezialisierung gibt, wenn auch „ernste" Kollegen wie Liam Neeson oder Denzel Washington mühelos einen Actionfilm tragen können.
Wenn es also überhaupt so etwas wie würdigen Nachfolger, einen Erben der großen Action-Helden von damals gibt, dann ist das der Brite Jason Statham. Dessen Name bürgt seit dem Luc Besson-produzierten Transporter zwar nicht für Qualität, aber immerhin für großzügig verteilte Einschusswunden und Knochenbrüche.
Auch in Safe spart er an keinem von beiden. Die Handlung folgt zwar den arg abgenutzten „Mann beschützt Kind vor Gangstern" und "einer gegen alle"-Formeln, konstruiert aber um seinen Anti-Helden eine zynische Welt, in der jeder korrupt ist – egal ob Polizist oder Politiker – und ein Menschenleben keinen Wert hat.
Als Ex-Polizist Luke Wright entwickelt Statham schließlich ein Gewissen – oder zumindest Fragmente davon – und gerät zwischen die Fronten von korrupten Ex-Kollegen und chinesischen und russischen Gangstern, die alle hinter einem kleinen Mädchen mit fotographischem Gedächtnis her sind. Auch wenn die Handlung denkbar uninspiriert ist, ist Safe dank seiner Atmosphäre und Stathams Charakter mehr als die Summe seiner Teile. Wright beginnt den Film ganz unten: Als Obdachloser, über dessen Kopf die russische Mafia ein Damokles-Schwert platziert: Wer auch immer sich mit ihm anfreundet, stirbt.
Safe macht in keiner Hinsicht Gefangene – der Bodycount muss sich nicht hinter John Woos Hong Kong-Filmen verstecken und bei der oft klischeehaften Darstellung des chinesischen und russischen Mobs geht jeder Anflug von political Correctness schnell über Bord.
Was Safe aber sehenswert macht, sind neben der fast vollständigen Auflösung des gut-böse Schemas und brachialer Action im Stil der 80er vor allem das visuelle Flair und Timing des Films. Regisseur Boaz Yakin packt die gut 90 Minuten zwar voll mit atemloser Action, verpackt die aber gekonnt in eine dreckige visuelle Ästhethik, die vor allem an Friedkins French Connection erinnert und verzichtet auf abgehackte Schnitte wie man sie von Michael Bay gewohnt ist. Daher fühlt sich Safe nicht an wie ein überlanger Trailer, sondern ein rasant erzählter Action-Film, über den man besser nicht zu viel nachdenkt.
Den Vorwurf „Style over Substance" muss sich Safe gefallen lassen – das Drehbuch hat zwar spannende Twists und clevere Dialoge, aber keinerlei Tiefe. Trotzdem ist die Kombination zynischen und ambivalenten Charakteren und blutiger Oldschool-Action so gekonnt und konsequent, dass man vor dem Ergebnis den Hut ziehen muss.

Deutscher Trailer:
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Style UND Substance: Drive
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